Rechtsruck in a nutshell: letzte Woche wurde bekannt, dass Mitglieder von CDU, AfD und Identitärer Bewegung (IB), zusammen mit schwerreichen Unternehmern Massendeportationen planen – und in Stuttgart stehen in einer Woche zwei Antifas vor Gericht, weil sie einer Gruppe von IB´lern ein paar blaue Flecken zugefügt haben sollen.
Der Anlass selbst liegt beinahe 4 Jahre zurück: An den ersten Massenkundgebungen der „Querdenken“-Bewegung auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart, nahmen von Anfang an Rechte aller Couleur teil. Eine 9-köpfige IB-Gruppe wurde nach eigener Aussage auf dem Weg von der Kundgebung, sowie später in einem Restaurant zweimal angegriffen. Den beiden beschuldigten Antifaschisten wird vorgeworfen am ersten Angriff beteiligt gewesen zu sein. Zur Last gelegt werden ihnen hochgradig verpixelte und verzerrte Fotos, auf denen ein einzelner Staatsschutzbeamte die beiden erkannt haben will. Alle 9 Faschisten sollen beim Prozess zusätzlich aussagen.
Rechte planen Deportationen – Antifas stehen vor Gericht
[Bruchsal] Zusammen gegen Repression
Erneut geht ein Jahr voller Kämpfe zu Ende – und damit auch ein Jahr voller staatlicher Repression. Prominente Beispiel dafür sind das Antifa-Ost-Verfahren, die Öffentlichkeitsfahndungen und Festnahmen – zuletzt von Maja – nach dem sogenannten „Tag der Ehre“ in Budapest und darüber hinaus Demonstrationsverbote, Kontrollzonen und Polizeischikanen gegen die Solidaritätsproteste mit den verhafteten Antifaschist:innen am Tag X. Zu nennen sind auch die kürzlich gesprochenen Urteile im Stuttgarter Krawallnachtsverfahren oder die massive Repression gegen die Klimabewegung in Form von Verbotsverfahren und medialer Hetze. Zuletzt war es vor allem die palästinensische Bewegung, wie z.B. die Gefangenensolidaritätsorganisation Samidoun, die vom Staat ins Visier genommen wurde.
2023 wollen wir zum traditionellen Knastspaziergang am Jahresende zum Knast in Bruchsal, um dort den Gefangenen unsere Solidarität zu zeigen. In Bruchsal sitzt unser Genosse Jo aufgrund seines antifaschistischen Engagements in Haft. Nachdem er zuvor in der JVA Ravensburg mit seinen Mitgefangenen einen öffentlichen Beschwerdebrief über die miserablen Zustände in der JVA verfasst hat, wurde er nach Bruchsal verlegt, um den Widerstand der Gefangenen in Ravensburg zu schwächen.
Zusammen gegen Repression – an Silvester & 365 Tagen im Jahr!
Die gesellschaftlichen Widersprüche spitzen sich zu. Der Knast ist nicht mehr nur eine abstrakte Bedrohung, er ist ein konkretes Phänomen mit sich die revolutionäre Linke zunehmend konfrontiert wird. Dieser Zuspitzung von Repressionen setzen wir unsere Solidarität entgegen.
Genau deswegen wollen wir dieses Jahr am Silvesterabend an den Knast in Bruchsal ziehen. Dort sitzt der Antifaschist Jo eine 4,5-jährige Haftstrafe ab. Stellvertretend für alle politischen Gefangenen möchten wir ihm – über die Knastmauern hinweg – unsere solidarischen Grüße senden und kämpferisch in das Jahr 2024 starten. Denn der Kampf und die Sehnsucht für eine bessere Welt, eine Welt ohne Kapitalismus, lässt sich nicht wegsperren.
Freiheit für Jo – Freiheit für alle politischen Gefangenen
Wir sind alle linksunten! – Unsere Solidarität gegen ihre Zensur
Mal wieder demonstriert der Staat seine Wehrhaftigkeit gegen die „Gefahr von Links“ – diesmal trifft es die mutmaßlichen Archivar*innen des statischen Archivs von Indymedia linksunten.
Anfang August 2023 fand eine Razzia bei fünf Linken aus Freiburg statt. Es traf die gleichen Leute wie schon 2017, inklusive Beschlagnahmung von rund einem Dutzend Mobilgeräten und mehr als einem halben Dutzend Computern sowie etlichen Speichermedien. Die Staatsanwaltschaft will damit sechs Jahre nach Vereinsverbot durch den Bundesinnenminister die Aufrechterhaltung des Vereins beweisen. Die „Fortführung“ soll darin bestanden haben, ein Archiv der Open Posting-Seite verbreitet zu haben. [1]
Stickeraktion am Weltspartag: Kundgebung und 2. Gerichtstermin
Am Montag, 27.11. findet der zweite Prozess am Amtsgericht zur Klebeaktion bei der LBBW Bank statt. Ab 8.15 Uhr gibts eine Kundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen, die Verhandlung beginnt um 9 Uhr. Kommt vorbei und zeigt wie angemessen ihr dieses Vorgehen gegen eine Klimaschutz-Stickeraktion findet!
Seit dem 20. September im Hungerstreik – Solidarität mit Mazlum Dora!
Mazlum Dora, der wegen angeblicher Mitgliedschaft in der PKK zu drei Jahren und drei
Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurde, befindet sich seit dem 20. September im
Hungerstreik. Mit dem Hungerstreik wehrt er sich sowohl gegen seine entwürdigende
Behandlung in der JVA Stammheim und vor Gericht als auch die Anwendung des § 129b
gegen kurdische Aktivisten generell.
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Urteil im „Krawallnacht“-Prozess: 3 Jahre und 2 Monate für Genossen
„Was ist eine kaputte Scheibe gegen eine Abschiebung? Was ist eine kaputte Scheibe gegen einen weiteren Monat ohne sicheres Lebenseinkommen? Was ist eine kaputte Scheibe gegen die nächste rassistische Polizeikontrolle gegen die tägliche Diskriminierung?“
Heute endete der letzte Prozess im Krawallnacht-Verfahren mit einer Haftstrafe von 3 Jahren und 2 Monaten.
Der Prozess begann um 9 Uhr und endete kurz nach 11 Uhr. Wie zu erwarten widersprach das Gericht zu Beginn dem Antrag der Verteidigung einen neuen Gutachter zu laden (siehe Bericht Tag 2 ) und bestätigte damit die Auffassung der Richtigkeit des Gutachtens.
In dem Plädoyer verlangt die Staatsanwaltschaft 3 Jahre 8 Monate, unter anderem mit der Begründung, dass die schwammigen Beweisaufnahmen die Beteiligung des Genossen bestätigen würde. In mehreren Fällen konnten dem Genossen die vorgeworfenen Straftaten nicht nachgewiesen werden, und trotzdem erzählte er von verschiedenen Phasen der Krawallnacht und von Beteiligung „geübter und professionellen Randaliere“.
Krawallnachtsprozess morgen abgesagt, Verhandlung am Donnerstag findet statt
Der für morgen angesetzte „Krawallnachtsprozess“ wurde kurzfristig abgesagt. Hintergrund ist die beiderseitige Rücknahme der Rechtsmittel. Der dritte Verhandlungstermin in selber Angelegenheit gegen einen Genossen am Donnerstag, den 28. September findet statt. Beteiligt euch an der Prozessbegleitung, der Tag startet mit einer Kundgebung um 8 Uhr! Sollte es zu einem Hafturteil kommen, wird am Abend, um 19 Uhr eine Solidaritätskundgebung auf dem Schlossplatz stattfinden. Achtet auf Ankündigungen!
Bei Hafturteilen: Kundgebung!
Die Verfahren rund um eine angebliche Beteiligung linker Aktivist:innen an der Stuttgarter Krawallnacht neigen sich dem Ende zu: Schon am 27.09 und am 28.09. ist mit Hafturteilen zu rechnen.
Die unzähligen Haftstrafen im Nachgang der Krawallnacht und die repressiven Maßnahmen sollen nicht nur den Kontrollverlust des Staates rächen, sie zielen im Fall der beiden angeklagten Aktivist:innen auch auf eine revolutionäre Linke, die sich nicht von der Realität der Menschen distanziert, sondern versucht sie aufzugreifen und zu politisieren.
Deshalb: unabhängig davon, ob die beiden angeklagten Genss:innen an den Auseinandersetzungen in der Nacht beteiligt waren oder nicht, die Krawallnacht war legitimer Widerstand gegen Rassismus, Verdrängung und Unterdrückung. Anlässlich der Urteile wird es deshalb am Tag der Urteilsverkündung eine Kundgebung in der Stuttgarter Innenstadt geben. Achtet auf Ankündigungen!