Der Zustand des politischen Gefangenen Yusuf Tas hat einen lebensbedrohlichen Zustand erreicht. Berichten von Freund*innen und Angehörigen zufolge hat der langjährige Aktivist seit dem Beginn seines unbefristeten Hungerstreiks am 30. März bereits 20 kg an Körpergewicht verloren, zudem leide er an starker Konzentrationsschwäche in Folge seines Protestes.
Nachdem er in 2013 in Österreich verhaftet und an Deutschland ausgeliefert wurde, wurde Yusuf Tas 2015 vor dem OLG Stuttgart nach dem §129b wegen angeblicher Mitgliedschaft in der DHKP-C zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er trat in den Hungerstreik, da ihm die Anstaltsleitung der JVA Heimsheim die Kommunikation in seiner Muttersprache aus fadenscheinigen Gründen wie fehlender finanzieller Mittel für einen Dolmetscher verweigert. Die Begründung: Seine Kommunikation müsse überwacht werden. Nach mehreren erfolglosen Anträgen wählte Yusuf Tas das Mittel des Hungerstreiks, um sich mit den wenigen Mitteln eines politischen Gefangenen gegen die verschärfte Isolation im Gefängnis zu wehren. Statt die niedrigschwellige Forderung nach muttersprachlicher Kommunikation zu erfüllen, mauern die Behörden und setzen damit das Leben eines politischen Gefangenen aufs Spiel. Es steht zu befürchten, dass er die nächsten Tage nicht überlebt.
Hierzu erklärt Heiko Lange, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.: „Die Kommunikation in der Muttersprache, etwa durch Erhalt und Versendung von Briefen, ist ein Grundrecht, das auch für politische Gefangene gilt. Während deutsche Politiker*innen das Erdogan-Regime vordergründig für die massiven Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit kritisieren, werden Exillinke hierzulande nicht mehr nur als angebliche Terrorist*innen eingesperrt. Aktuell stellt sich die Frage, ob im Jahre 2017 ein politischer Gefangener in Deutschland im Kampf für seine Grundrechte sein Leben verlieren wird.“
Die Rote Hilfe e.V. fordert die sofortige Genehmigung türkischsprachiger Kommunikation für Yusuf Tas und andere politische Gefangene und ruft alle Solidaritäts- und Grundrechtsorganisationen zum Protest gegen diese Zustände auf.